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Hier der von Ihnen ausgewählte Tipp in voller Länge:

Tipp Nr. 3: Von Schusterjungen und Hurenkindern

Hurenkind

Man sieht sie immer häufiger. Einzelne Zeilen, die einsam am Anfang oder am Ende einer Spalte oder Seite stehen. In einer besseren Zeit, als es noch zum guten Handwerk gehörte, dass man sich um einen ungestörten Lesefluss bemühte, galten beide als satztechnische Kardinalfehler, die es unbedingt zu vermeiden galt. Diese Fehler hatten sogar, wie es in der Setzerei üblich war, einprägsame Namen: Die einzelne Zeile, die sich vorwitzig in die vorherige Spalte verirrt hatte, nannte man einen „Schusterjungen“; diejenige, die verloren und abgehängt in die Folgespalte gerutscht war, nannte man ein „Hurenkind“ (wobei das „Hurenkind“ als das schlimmere von beiden Übeln angesehen wird, weil es den Lesefluss noch stärker stört als der „Schusterjunge“).

Nun ist es nicht etwa so, dass es in digitalen Zeiten besonders schwierig wäre, diese Fehler zu vermeiden. Nahezu jede Textverarbeitung (und erst recht jedes professionelle Satzprogramm) hat eine entsprechende Absatzregelung (siehe Wikipedia). Meist kann man die Anzahl der am Anfang bzw. am Ende eines Absatzes zusammenzuhaltenden Zeilen festlegen. Damit haben diese Fehler keine Chance mehr. Wenn der Platz am Anfang oder am Ende der Spalte nicht mehr für die festgelegte Anzahl an Zeilen reicht, dann wird der Absatz so geteilt, dass diese Zeilen in der nächsten Spalte stehen. Manchmal entsteht dabei am Ende der vorherigen Spalte eine Lücke, die den Lesefluss aber weit weniger stört als ein Schusterjunge.

Und wenn man es wirklich gut machen will, dann fügt man eben an eine anderer Stelle, wo es Sinn ergibt, noch einen zusätzlichen Absatz ein und vermeidet so auch noch die Lücke.

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